5. Apr 2017, 14:18
Von Baumhäusern und unterirdischen Riesen in New York CityTEIL 2Zu früh für den Frühling, zu spät für die PlayoffsAn diesem Dienstag hatten wir uns für den Abend einen besonderen Programmpunkt vorgenommen, wie man der Überschrift entnehmen kann. Vorher standen aber wieder einige Kilometer Fußmarsch an, sollte es am Vormittag doch erst einmal nach Lower Manhattan gehen.
Die erste Anlaufstelle des Tages war nach dem Frühstück der Highline Park. Hierbei handelt es sich um eine stillgelegte Eisenbahntrasse, die auf einer Strecke von knapp zweieinhalb Kilometern zu einer langgezogenen grünen Oase umfunktioniert wurde, in der man über den hektischen Straßen des Meatpacking District auf einer der unzähligen Sitzgelegenheiten die Sonne und Ruhe genießen kann. Unser Reisezeitraum brachte erwartungsgemäß die Begleiterscheinung mit sich, dass der Winter dem Frühling noch zu wenig Spielraum einräumte, als dass die Blumen und Bäume auf der High Line schon bunt und grün hätten aufblühen können. Und trotzdem lud die Sonne auch jetzt schon zu einer kurzen Verschnaufpause ein und ich kann mit Sicherheit sagen, dass dieser Park im Sommer ein absolutes Highlight sein muss. Wir erklommen das Viadukt unweit unseres Hotels am Fuße von Hudson Yards in der 30th Street und überquerten es von hier bis zu seinem südlichen Ende in der Gansevoort Street.
Der weitere Weg führte uns am Ufer des Hudson River entlang bis zur Canal Street. Spätestens von hier hat man das nur noch knapp anderthalb Kilometer entfernte One World Trade Center als das alles dominierende Gebäude stets im Blick.
An dieser Stelle bogen wir aber erst einmal in die Canal Street ein, die auf Höhe des Broadway mitten durch Little Italy im Norden und China Town im Süden verläuft. Unser Zwischenziel war eines der zahllosen asiatischen Restaurants und um etwaigen Überforderungen im Herzen Chinatowns vorzubeugen, wählten wir sofort eines der ersten Restaurants, die uns auf unserem Weg ins Auge fielen: das China Village Restaurant in der Baxter Street. Ganz falsch können wir mit dieser Wahl rückblickend nicht gelegen haben, waren wir doch preislich und geschmacklich mit beiden Gerichten überaus zufrieden.
So konnten wir frisch und ortstypisch gestärkt einen Spaziergang durch Chinatown starten, das insbesondere durch zahlreiche Obst- und Gemüsestände auf den Bürgersteigen, offene Ladenverkäufe, die charakteristischen Feuerleitern und den bunten Schilderwald an den Häuserfassaden geprägt ist. Hier gibt es unendlich viele Details zu entdecken – für mich und meinen Blick durch die Kamera grenzt dieser Stadtteil so beinahe an Überforderung.
Nachdem wir gegen Ende unseres Streifzugs durch den asiatischen Stadtteil nach schier endloser Suche in ganz Midtown endlich einen Händler gefunden hatten, der uns Obst zu erschwinglichen Preisen und insbesondere in sinnvoll portionierten Mengen verkaufte, stellten wir unser Radar final auf das Zentrum der Finanzwelt ein und hielten von nun an auf die Wall Street zu. Auf unserem Weg querten wir die großen Gerichtsgebäude nahe der Auffahrt zur Brooklyn Bridge und den in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen City Hall Park. Hier kann man bei dem auch an diesem Tag nach wie vor tadellos schönen und ungetrübten Sonnenschein regelmäßig Schachduelle auf in den Parktischen eingelassenen Schachfeldern beobachten.
Von hier aus trennte uns schon nur noch ein kurzer Weg vom World Trade Center im Westen und der Wall Street im Süden. Vorbei an der St. Paul’s Chapel, die den 11. September 2001 trotz ihrer Nähe zum World Trade Center unbeschadet überstanden hat, und der Trinity Church hielten wir zunächst auf die New Yorker Börse zu. Legt man den in dieser Stadt innerhalb kürzester Zeit vollkommen aus dem Lot geratenden Größenkompass und die Erwartungen, die die Weltberühmtheit dieses Gebäudes wecken, als Maßstab zugrunde, kommt man beim Anblick der Stock Exchange zu einem recht ernüchternden Fazit: ausschauen tut es hier zwar genau so, wie es die unzähligen Filme, Nachrichtenausschnitte und Dokumentationen vermitteln, die man über die Jahre zu Gesicht bekommen hat. Steht man allerdings persönlich vor dem Gebäude, ist es nur halb so groß und spektakulär, wie man es erwarten würde. Besonders bedauernswert fanden wir allerdings einen ganz anderen Aspekt: vom Standpunkt des nachfolgenden Fotos aus ist man nur wenige Meter vom bekanntesten und berüchtigtsten Handelsparkett der Welt entfernt – und man hat als Normalsterblicher doch keine Chance, einen Blick ins Innenleben des Gebäudes zu erhaschen.
Was nun folgte überschattete meinen gesamten restlichen Nachmittag, ließ meinen Allerwertesten unsanft auf Grundeis gehen und beförderte meine Stimmung in eben jenen. Nachdem ich an der Wall Street mein Weitwinkelobjektiv vor die Kamera geschraubt hatte, hatte sich an prominentester Stelle im Bild ein fieser, dicker und über alle Maßen ärgerlich stimmender Sensorfleck den Weg in das Gehäuse gebahnt. Auffallen tat dieser mir, als wir die Wall Street in Richtung World Trade Center verlassen hatten. Das Ende dieses Liedes war – um das in Kürze vorwegzunehmen – eine Reinigung des Gehäuses am nächsten Tag, die uns zwar eine Stunde und mich einige Dollar kostete, jedoch die Stimmung für die restliche Woche zu retten vermochte. Dem Photo Tech Repair Service in der 36th Street, Ecke 9th Avenue sei Dank! Rückblickend kann ich so ganz entspannt im Text fortfahren.
Über den Friedhof der Trinity Church gelangten wir von der Wall Street in wenigen Gehminuten zum Memorial am World Trade Center, das am Fuße des neuen One World Trade Center mahnend an die Anschläge des 11. September 2001 erinnert und so die Terroropfer dieses Tages nicht in Vergessenheit geraten lässt.
Wenn ich bisher schon über so manchen Ort in Manhattan behauptete, dass man ihn einmal mit eigenen Augen sehen und persönlich erleben müsse, um zu verstehen, wie er sich anfühlt, dann gilt das für das World Trade Center und das, was auf Ground Zero entstanden ist, in ganz besonderer Weise. Die Dimensionen erahnen zu können, auf genau dem Boden des Geschehens zu stehen, die Namen der Opfer vor Augen zu haben, sich hier an den 11. September zu erinnern – das lässt mich jedes Mal aufs Neue fassungs- und sprachlos werden. Dieser Ort hat eine Geschichte, die mich als Besucher zu keiner Sekunde loslässt. Und dieses Gefühl – so viel sei vorweggenommen – sollte sich am vorletzten Tag unserer Reise noch einmal verstärken.
Das Memorial am Fuße des One World Trade Center war bei meinem Besuch im Jahr 2013 nur durch eine Sicherheitskontrolle erreichbar, während das One World Trade Center und das Museum sich sogar noch in Bau befanden. Inzwischen ist das Memorial frei zugänglich, das Museum lädt seine Besucher zu einem Gang durch die Geschichte und die Aussichtsetagen des World Trade Center zum Ausblick über die Stadt ein. Gebaut wird an dem Gebäudekomplex jedoch nach wie vor. So entsteht in der südöstlichen Ecke des Areals ein Neubau einer griechisch-orthodoxen Kirche, nachdem das alte Kirchengebäude bei den Anschlägen zerstört wurde. Zudem sind die Bauarbeiten an Three World Trade Center weit fortgeschritten, während Two World Trade Center gegenwärtig auf weitere Mieter für seine Finanzierung wartet. Es sind also noch immer nicht alle städtebaulichen Lücken geschlossen, die die Anschläge damals gerissen haben.Unser Weg führte uns über den Vorplatz des neuen World Trade Centers in Richtung des World Financial Centers, in dessen Inneren sich einer der wohl berühmtesten Wintergärten der Welt befindet. Hier kann man ein ausgesprochen schönes Ambiente genießen und sich dabei nach Belieben den Gaumen verwöhnen lassen. Three World Financial Center beherbergt zahlreiche Restaurants, in denen man aus Gerichten aus aller Welt nach Lust und Laune wählen kann. Und da die Sonne sich an diesem Tag auch bei der Temperatur bemerkbar machte, konnten wir unsern Nachmittagssnack sogar an das Hudsonufer verlagern, ohne eine Jacke zu benötigen.
In dieser Kulisse hätte man es durchaus länger ausgehalten. Unser bevorstehendes sportliches Abendprogramm erzwang aber leider schon gegen 16 Uhr unsere Abfahrt in Richtung des Hotels. Für diese Fahrt nutzten wir tatsächlich wieder einmal die U-Bahn, um uns einen ausreichenden Zeitpuffer zu verschaffen: es stand das Basketballspiel der Brooklyn Nets gegen die Detroit Pistons im Barclays Center zu Brooklyn bevor, wofür wir uns im Vorfeld der Reise Tickets besorgt hatten. Diese gingen für einen vergleichsweise niedrigen Preis über den Ladentisch, da die Nets eine beschämend schlechte Saison spielen und das Interesse der Zuschauer sich in engen Grenzen hält. Wir ließen die Kameras an diesem Abend im Hotelzimmer und machten uns mit der U-Bahn auf den Weg nach Brooklyn. Dieser sollte sich letztlich über alle Gebühr lohnen, da die Nets in Person ihres Stars Brook Lopez ein 96:96-Unentschieden in allerletzter Sekunde mit einem Buzzer Beater in einen Heimsieg wandelten und die Zuschauer in der – leider tatsächlich nur zur Hälfte gefüllten – Arena in Feierlaune versetzten.
Staubwischen für ein eiskaltes HighlightDie wohlige Sonnenwärme des Vortages hatte sich über Nacht in klirrende Kälte mit starkem und böigem Wind verwandelt. Besonders hart treffen sollte uns dieser Umstand am Abend dieses Mittwochs, an dem eine ausgiebige Fototour auf dem Plan stand.
Für den Vormittag hatten wir uns aber zunächst einmal vorgenommen, uns das United Nations Headquarter zu Gemüte zu führen und mit der Roosevelt Island Tramway auf die gleichnamige Insel im East River überzusetzen. An diesem Morgen traf ich zudem wie erwähnt nach reiflicher Überlegung die wohl beste Entscheidung dieser Reise und ließ meinen Kamerasensor reinigen. Der Haken an der Geschichte war, dass sich so auch unsere gesamte Planung um eine gute Stunde nach hinten verschob.
Am Hauptsitz der Vereinten Nationen am Ufer des East River hat sich seit meinem letzten Besuch einiges verändert. Der Besuchereingang auf der linken Seite des Gebäudes ist durch eine Sicherheitskontrolle abgeschottet, die Touristen nur nach vorheriger Registrierung in einem Büro auf der gegenüberliegenden Straßenseite durchlaufen dürfen. Bei der Registrierung wird pro Reisegruppe ein Besucher mit Reisepass und Foto registriert, das zugleich auch auf einen Besucherausweis gedruckt wird, den man zu jeder Zeit sichtbar am Pullover tragen muss. Mich speiste man hingegen mit einem roten Bändchen am Arm ab, was ich insofern recht ärgerlich fand, als dass ich die gesamte Prozedur zwar als hochgradig überflüssig empfand, jedoch trotzdem gerne einen persönlichen Besucherausweis als Andenken ausgestellt bekommen hätte.
Hinter der Sicherheitsschleuse erwarten den Besucher dann die bekannten Skulpturen und Denkmäler – ein weißes Denkmal aus Marmor, das an die Opfer der Sklaverei erinnert, die Schusswaffe mit verknotetem Lauf und die goldene Weltkugel –, aber auch der Blick in einen kleinen Sitzungssaal und diverse Shops, die sich nicht ausschließlich auf das übliche Touristen-Klimbim beschränken. Im selben Gebäude befindet sich auch der Startpunkt für die Führung durch den Hauptsitz, die wir zwar bei diesem Besuch nicht mitmachten, die für den nächsten New York-Aufenthalt – sofern es ihn denn geben wird – jedoch recht weit oben auf meiner Liste steht.
Nach dem Zeitverlust am Vormittag und unserem letztlich recht langen Aufenthalt bei den UN haben wir uns entschlossen, mit unserem Mittagessen die Flucht in den Central Park zu suchen, in der Hoffnung, dass der eisige Wind hier nicht so stark wehen würde, wie er das in den Häuserschluchten tat. So gaben wir gleichzeitig den Plan auf, mit der Roosevelt Island Tramway zu fahren, was uns beim Blick vom Gelände der UN auf die Insel als verschmerzbarer Verlust erschien. Stattdessen erkundeten wir nach dem Essen – unser Plan gegen den Wind war bedingt aufgegangen – auf dem Rückweg zum Hotel die Fifth Avenue, die zwischen Central Park und Rockefeller Center gespickt ist mit Boutiquen der edelsten und vor allem teuersten Marken dieser Welt. Dieses Revier nennt auch Donald Trump sein Zuhause und so konnten wir uns einen kurzen Abstecher in seinen Tower nicht verkneifen. Vor den Türen bildet aus gegebenem Anlass ein halbes Dutzend schwerstbewaffneter Soldaten und Polizisten den wenig warmherzigen Empfang und im Inneren des Türmchens muss man sogleich eine Sicherheitskontrolle durchschreiten. Und all das nahmen wir auf uns, um letztlich doch nur zu verifizieren, was ich ohnehin schon wusste: das Interieur des Gebäudes ist zwar spektakulär, aber in keiner Weise schön. Und aus diesem Grund widme ich ihm in meinem Bericht auch kein Foto, zumal ich sowieso nicht behaupten kann, dass all das dem mächtigsten Mann der Welt gehöre.
Stattdessen rede ich mit deutlich größerer Freude über die St. Thomas Church, die sich unweit des eben beschriebenen Turms auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet. Viel mehr als beispielweise die unweit von ihr beheimatete St. Patrick’s Cathedrale bietet diese Kirche einen faszinierenden Kontrast zu dem dröhnenden und hektischen Treiben auf den Straßen, die sie umgeben. Sobald man den Innenraum der Kirche betreten hat, hört man von draußen tatsächlich keinen Ton mehr. Zudem ist diese Kirche trotz ihrer Schönheit weitaus weniger von Touristen überlaufen, als dies der eben erwähnte Nachbar ist. Allein der Blick in den detailreich ausgeschmückten Altarraum – von dem das nachfolgende Bild in dieser Auflösung leider nur einen grundlegenden Eindruck zu vermitteln vermag – mit den blauen Fenstern im oberen Bereich rechtfertigt einen ruhigen Zwischenstopp in diesem Gotteshaus.
Die episkopische St. Thomas Church wurde an der Fifth Avenue im Jahr 1913 fertiggestellt und 1916 geweiht. Der Entwurf des Gebäudes stammte von denselben Architekten, die zuvor auch für die Gestaltung der St. Bartholomew’s Church in der Park Avenue verantwortlich gezeichnet hatten.Um rechtzeitig zu unserem abendlichen Fotoausflug aufbrechen zu können, waren wir nach dem ruhigen Programm in der Fifth Avenue an diesem Nachmittag bereits vor 16 Uhr wieder im Hotel. Unser Ziel war die Brooklyn Bridge und der Brooklyn Bridge Park, was den Abendplan einerseits aufs Äußerste vielversprechend und andererseits – in Anbetracht der Temperaturen und des Windes – latent angsteinflößend machte, da das Ostufer des East River keinen übermäßig guten Windschutz verspricht. Trotzdem saßen wir mit der Aussicht auf den faszinierenden Blick auf die Skyline von Lower Manhattan um Viertel vor fünf Uhr am Nachmittag in der U-Bahn-Linie R vom Times Square in Richtung City Hall Park, an dessen östlichem Rand der Zugang zur Brooklyn Bridge gelegen ist, und starteten von hier die Überquerung auf dem gut anderthalb Kilometer langen Fußweg, der oberhalb des Straßenverkehrs in der Mitte der Brücke verläuft.
Der Brooklyn Bridge Park ist eine riesige, inzwischen gut zwei Kilometer lange Parkanlage an Brooklyns Ufer des East Rivers. Im Norden verläuft der Park unter anderem unter die Manhattan Bridge und die nur wenige hundert Meter entfernte Brooklyn Bridge hindurch. Neben ausgiebigen Gehwegen im Grünen bietet der Park insbesondere im Sommer tausenden Freizeitsportlern und Sonnenanbetern Fußball- und Basketballplätze, Parkbänke und Liegewiesen. Inzwischen sind weite Teile früherer Schiffsanlegeplätze ehemaliger Industrieunternehmen begrünt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, während der Park vor allem am südlichen Ende weiter ausgebaut wird. Längst hat die Verwaltung in Brooklyn erkannt, dass dieses Gebiet mit seiner Nähe zum Wasser und dem Blick auf die Südspitze Manhattans ein wertvolles Naherholungsgebiet für gestresste New Yorker und gleichzeitig ein hochbeliebtes Ziel für Touristen und Fotografen ist. Hier findet man dementsprechend bestens gepflegte und schöne Anlagen vor, die bei passendem Wetter zum längeren Verweilen einladen.Nachdem wir die Brooklyn Bridge überquert hatten, bogen wir nach links in die Washington Street ein, aus der man kurz vor Erreichen des Brooklyn Bridge Parks einen schönen und weltberühmten Blick auf die Manhattan Bridge hat, durch deren 98 Meter hohe Pylone man von hier aus das Empire State Building in Midtown Manhattan sehen kann.
Der Wind blies an unserer Fotoposition im Park leider erwartet heftig und machte die angezeigten drei Grad unter null zu gefühlten zweistelligen Minusgraden. Darüber hinaus mussten wir unsere Stative für einen sicheren Stand möglichst niedrig auf die größtmögliche Standfläche stellen. Alles in allem herrschten unbeschreiblich unangenehme Umstände, die die geduldig wartenden Fotografen im Handumdrehen zittern ließen. Entlohnt wurden wir nach etwa anderthalb Stunden Wartezeit mit einem Anblick, den keine Stadt dieser Welt in so faszinierender Weise bieten kann, wie New York dies zu tun vermag.
Die untergehende Sonne verwandelte die imposante Skyline mit all ihren Bürotürmen nach und nach in ein riesiges Lichtermeer und flutete den Horizont mit einem wunderschönen Abendrot. Mit dem Rückzug des Tageslichts werden die Belichtungszeiten immer länger und die Ausblicke von Minute zu Minute faszinierender – und im richtigen Moment der blauen Stunde steht dem Betrachter die perfekte Spielwiese für Fotografen offen.
Nachdem wir um kurz vor 20 Uhr ein letztes Foto von dieser Position gemacht hatten, begaben wir uns in Richtung des Verwaltungsgebäudes des Parks unterhalb der Manhattan Bridge und hofften, dass dies noch geöffnet haben und uns für ein paar Minuten zum Aufwärmen zur Verfügung stehen würde. Es war dermaßen kalt, dass inzwischen sogar das Gefühl aus meinen Fingern gewichen war, was das Hantieren mit der Kamera nicht einfacher machte.
Zumindest leicht angetaut wagten wir uns nach einigen Minuten im Warmen wieder in den Wind, um unsere letzte Etappe des Tages in Angriff zu nehmen und in südliche Richtung unter der Brooklyn Bridge hindurch zu laufen. Vom Pier eins des Parks hat man eine unverstellte Sicht auf den Financial District Manhattans und schaut zudem unter der Brooklyn Bridge hindurch auf das Empire State Building.
Aufgrund der inzwischen kaum noch auszuhaltenden Kälte brachen wir die Tour nach einigen weiteren Bildern der Skyline ab und verwarfen unsere Pläne, den Gehwegen des Parks noch weiter in Richtung Süden zu folgen. Stattdessen liefen wir über die inzwischen recht verlassenen Straßen Brooklyns zurück zur Brücke und waren froh, als wir nach neuerlicher Überquerung des imposanten Bauwerks die Wärme der U-Bahn-Station an der City Hall erreicht hatten.
Natürlich hat sich dieser abendliche Ausflug nach Brooklyn trotz der klirrenden Kälte vollumfänglich gelohnt. Der Blick auf die Silhouette Manhattans im Sonnenuntergang gehört für mich zu einem der unumgänglichen Highlights eines New York-Besuchs. Auch Touristen ohne fotografisches Ansinnen dürfen sich diesen Ausblick in der schönen Atmosphäre des Parks auf keinen Fall entgehen lassen.
Auf und ab in Lower ManhattanAuch wenn es schwer zu fassen war – an diesem Donnerstag stand bereits der vorletzte Tag unseres Aufenthalts in New York an. Noch einmal hatten wir uns unsere Agenda gut gefüllt und am späten Nachmittag sollte ein bis dato – wenn überhaupt – nur in unseren Hinterköpfen schlummernder Programmpunkt den Tag besonders eindrücklich abschließen.
Zunächst machten wir uns – natürlich zu Fuß – auf dem Broadway in Richtung Lower Manhattan auf. Selbstredend stand noch eine Fahrt auf die Aussichtsplattform des One World Trade Centers an, bevor wir die Heimreise antreten konnten. Über den Union Square Park und den Washington Square Park begaben wir uns mit einem Zwischenstopp im überaus lohnenswerten Strand Book Store auf recht direktem Wege in Richtung des höchsten Gebäudes der westlichen Hemisphäre. Die Sonne lachte auch heute wieder vom strahlend blauen Himmel und so bestand nicht im Ansatz ein Zweifel dahingehend, dass die happigen 37 Dollar für den Eintritt ins World Trade Center falsch investiert sein könnten. Zuvor lockte uns jedoch die augenfällige, Oculus genannte Halle des World Trade Center U-Bahnhofs an.
Der unterirdische Bahnhof am World Trade Center ist mit knapp vier Milliarden Dollar Baukosten der teuerste Bahnhof der Welt. Er wurde mit jahrelanger Verspätung im Frühjahr 2016 eröffnet und verbindet seitdem die Züge der Port Authority Trans-Hudson (PATH), die von Manhattan aus per U-Bahn Jersey City ansteuert, mit denen der Metropolitan Transportation Authority (MTA), die die Subway in Manhattan, Queens und Brooklyn betreibt. Das Bahnhofsgebäude, das auf den oberen Ebenen eine Mall beherbergt, ist architektonisch und bildsprachlich überaus interessant. Mit einem Skelett aus bis zu 111 Meter langen und knapp 50 Meter hohen weißen Stahlrippen erinnert die Oculus seine Betrachter an diesem geschichtsträchtigen Ort an eine Friedenstaube, einen Phönix oder eben ein großes Auge – ein Oculus – mit langen Wimpern. Der Bahnhof wird täglich von über 250.000 PATH-Pendlern genutzt und darüber hinaus von Millionen Touristen im Jahr besucht – und doch ist er, gemessen an der Anzahl der Gleise, nur der achtzehntgrößte Bahnhof in New York City.Im Hintergrund der weißen Stahlrippen im obigen Bild ist der Wolkenkratzer zu sehen, dessen oberste Etagen wir uns als nächstes Ziel gesteckt hatten. Wie schon zwei Tage zuvor, als wir einen kurzen Blick an die Ticketschalter in der Lobby des One World Trade Centers geworfen hatten, war auch an diesem Tag keine Schlange in Sicht, die unsere Auffahrt hätte verzögern können. Wir erstanden kurz vor Mittag unsere Karten für die Aussichtsplattform und begaben uns mit wachsender Vorfreude die Treppen zur Sicherheitskontrolle hinab in Richtung der Aufzüge.
Auf diesem Weg bis hinauf in das 102. Stockwerk haben sich die Betreiber des One World Observatory allerhand Erstaunliches einfallen lassen, um den Besuchern die Entwicklung des neuen Gebäudes und ganz New Yorks nahezubringen. In einer Halle, die direkt an die Kontrolle anschließt, werden tagesaktuelle Fakten über das Gebäude an die Wand projiziert, die uns unter anderem wissen ließen, dass Deutsche an diesem Tag bis zu diesem Zeitpunkt – nach den Amerikanern – die an der Nationalität gemessen größte Besuchergruppe darstellten. Mit dieser Information war auch die Frage geklärt, weshalb man uns beim Kauf der Tickets nach unserer Herkunft fragte. Den weiteren Weg bis zum Aufzug durchschreitet man anschließend durch einen schmalen Gang, an dessen Wänden das harte Gestein dargestellt ist, auf dem ganz Manhattan liegt und das das Geheimnis hinter dem städtebaulichen Wahnsinn dieser Stadt ist. Im Aufzug, der die Besucher innerhalb von 47 Sekunden in den 102. Stock schießt, wird während der Fahrt ein Video abgespielt, das die Entwicklung New Yorks vom Urwald bis zur Großstadt im Zeitraffer darstellt. Und nach der Ankunft wird man in ein Theater geführt, in dem auf der gesamten Breite des Raumes ein Film über die Charakteristika New Yorks zu sehen ist.
Ich gebe zu, dass ich zu diesem Zeitpunkt genug der Show hatte und endlich die Aussicht auf die Stadt genießen wollte, wegen der ich mich schließlich in diese luftigen Höhen begeben hatte. Das Ende des Films sollte allerdings dafür sorgen, dass es sich in vollem Maße auszahlte, trotz der Ungeduld bis zum Schluss gebannt auf die Wand gestarrt zu haben – sehr plötzlich und vollkommen unerwartet hob diese sich mit einem Mal an und offenbarte dort, wo Sekunden zuvor noch eine animierte U-Bahn durchs Bild geflitzt war, den Blick auf Manhattan, Jersey City und Brooklyn. Unmittelbar anschließend entließ man uns dann auch tatsächlich auf die unteren Ebenen, auf denen man bei einem Rundgang um das Gebäude eine atemberaubende 180 Grad-Aussicht genießen kann, die einen vollkommen neuen Blick auf die Stadt eröffnet, als man ihn vom Rockefeller Center und vom Empire State Building kennt. Getrübt wird dieser Ausblick zwar recht gehörig von der Tatsache, dass man Manhattan von hier oben ausschließlich durch – leicht getönte – Fensterscheiben bestaunen kann. Nichtsdestotrotz gibt es je nach Wetter und Sonnenstand auch immer bestimmte Winkel und Himmelsrichtungen, in die man auch durch das Glas ohne große Spiegelungen fotografieren kann. Da wir kurz nach Mittag oben ankamen, lag während unseres Aufenthaltes in diese unbeeinträchtigte Himmelsrichtung mit Mid- und Uptown Manhattan das wohl wichtigste Motiv. Und so erstreckt sich der Blick nach Norden dort (von links) vom New York Times Tower über 220 Central Park South, Four Times Square, One57, den Bank of America Tower, das Comcast Building des Rockefeller Centers, das Empire State Building und das Chrysler Building bis hin zum United Nations Headquarter (im rechten Bildrand).
Auch der Blick Richtung Brooklyn Bridge und Manhattan Bridge mitsamt Brooklyn Bridge Park sowie Richtung der riesigen Gerichtsgebäude und des eingerüsteten Woolworth Buildings in Lower Manhattan waren ohne größere Spiegelungen möglich.
In südliche Richtung machten Sonne und Fensterscheiben das sinnvolle Fotografieren der Gegend um den Battery Park, den World Trade Center-Komplex, Staten Island und die Freiheitsstatue leider praktisch unmöglich, sodass ich es für einen Eindruck des fantastischen Ausblicks bei diesen Bildern bewenden lasse.
Insgesamt hielten mein Bruder und ich uns auf dem World Trade Center knappe zwei Stunden auf. Nachdem ich bei inzwischen drei New York-Aufenthalten mit zusammen acht Besuchen auf dem Rockefeller Center und dem Empire State Building einen sehr detaillierten Eindruck Manhattans vom Standpunkt Midtowns aus gewonnen hatte, war diese neue Aussichtsplattform ein absolutes Highlight für mich. Der Blick wandert von hier über ganz Manhattan, offenbart irrsinnig viele neue Details vom südlichen Teil der Mega-Stadt, reicht bis zum JFK, der von hier zum Greifen nah wirkt, und lässt alles noch ein Stück größer erscheinen. Durch die fast bis zum Fußboden reichenden Fenster kann man senkrecht nach unten schauen und diesen Ort überblicken, der sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten so sehr verändern musste.
Der Abschied von der Aussichtsplattform fiel zwar wahnsinnig schwer, aber irgendwann zog es uns doch wieder zum Aufzug, der uns zu einem leckeren Mittagessen im Financial Center und schließlich zum nächsten gewichtigen Punkt auf unserer To-do-Liste brachte. Nach unserem mittäglichen Höhenflug sollte es am Nachmittag ein Ausflugs aufs Wasser sein. Vom Financial Center liefen wir auf der Promenade des Battery Parks am Hudsonufer entlang Richtung Staten Island Ferry Terminal.
Die Staten Island Ferry verkehrt im halbstündigen Takt von Manhattans Südspitze aus nach Staten Island – übrigens das einzige Borough New Yorks, dessen Bewohner bei den letztjährigen Präsidentenwahlen mehrheitlich den späteren Sieger wählten. Da die Fähre ursprünglich vor allem die anderen Verkehrsmittel und –wege entlasten sollte, ist die Fahrt mit ihr für alle Gäste vollkommen kostenlos. Dieser Umstand zieht selbstverständlich aber neben den vielen Pendlern auch große Massen von Touristen an, die mit ein und derselben Fähre nach Staten Island übersetzen und wieder zurück nach Manhattan fahren. Hierbei ergeben sich buchreife Motive der Skyline Lower Manhattans und ein Blick auf die Freiheitsstatue, der die Staten Island Ferry auf ihrem Weg recht nahe kommt.Wir hatten eine Fähre um wenige Minuten verpasst und mussten so eine knappe halbe Stunde im Terminal auf die Abfahrt der nächsten warten. Dies entpuppte sich später als glücklicher Umstand, da wir so die Fähre erwischten, bei der man auf das Außendeck treten kann und somit nicht (schon wieder) durch Scheiben fotografieren muss. Während unserer Fahrt wurde unsere Fähre von der Küstenwache eskortiert, die zwar mit ihrem Geschütz auf Deck durchaus Eindruck machte, es in Wirklichkeit aber wohl nur uns Touristen gleichtat und den Sonnenschein auf See genoss.
Der Ausblick auf den Big Apple und die Ruhe auf der nicht allzu voll besetzten Fähre machten den Ausflug für uns definitiv lohnens- und wiederholenswert.
Nachdem die Kälte in der beträchtlich langen Zeit, die wir nun schon wieder an der frischen Luft verbracht hatten, inzwischen wieder durch die Winterjacken gekrochen war, gab es nach der Fährfahrt eine Aufwärmpause samt heißer Schokolade im Starbucks, wo wir den Plan für den restlichen Tag durchdachten. Mein Bruder plädierte dafür, dass wir zum Abschluss des Tages in Lower Manhattan auch noch das 9/11-Museum besuchen sollten. Ich war nach den Anstrengungen der vorangegangenen Tage allerdings nicht mehr allzu erpicht auf stundenlanges Stehen. Schließlich liefen wir noch einmal durch die Wall Street und schauten uns auch in den Seitenstraßen um, ehe mein Bruder sich – glücklicherweise! – doch noch durchsetzte und wir kurz vor der U-Bahn-Station Richtung Hotel kehrtmachten und den Weg zum World Trade Center suchten. Was folgte, war eines der eindrücklichsten und nachhaltigsten Erlebnisse unserer Reise.
Nach Betreten des Museumsgebäudes und Durchschreiten der – inzwischen schon in Alltag übergegangenen – Sicherheitskontrolle wurde mir recht schnell bewusst, wie ausufernd riesig dieser Gedenkort sein muss. Eine Rolltreppe brachte uns zunächst in den Untergrund und eröffnete dabei den Blick auf zwei Stahlträger, die unverkennbar an die so berühmte äußere Struktur der zum Einsturz gebrachten Zwillingstürme erinnern und mich sofort in den Bann der Geschichte des 11. September 2001 zogen.
Man muss sich zwei Dinge vor Augen führen, um sich zumindest im Ansatz vorstellen zu können, wie dieses Museum wirkt:
Zum einen ist das die schiere Größe des Komplexes. Man wird über mehrere Ebenen an verbogenen Stahlträgern, ausgebrannten oder anderweitig zerstörten Feuerwehrwagen, Flugzeugteilen, Aufzugmotoren, Antennenstücken vom Nordturm und zahlreichen Geschichten von Opfern und Überlebenden geführt und gelangt so in riesige Hallen, in denen die Fundamente der Zwillingstürme freigelegt wurden und die Außenwände der weitestgehend freischwebenden Wasserbecken zu sehen sind, die an der Erdoberfläche das 9/11-Memorial darstellen.
Zum anderen muss man sich vorstellen, dass man an diesem Fleck Erde an genau dem Ort steht, an dem die Anschläge damals begangen wurden und fast 3.000 Menschen in den Tod rissen. Unter den oben erwähnten Wasserbecken gibt es weitere Ausstellungen mit Bildern aller Opfer des 11. Septembers und vom Anschlag auf das World Trade Center im Februar 1993 sowie unzähliger Sammlungen von Teilen der eingestürzten Türme mit Dokumentationen der Tragödie in Filmen und Fotos. An einigen Ecken steht die Warnung, dass die Besucher die anschließenden Räume, in denen Szenen vom 11. September gezeigt werden, die das Grauen der Anschläge vollkommen ungefiltert vermitteln, nur mit starkem Magen betreten sollen. Überdies hört man in vielen Teilen des Museums ein Tonband, das unablässig die Namen der Terroropfer verliest.
Diese Atmosphäre erzeugt Gänsehaut.
In obigem Bild sind links riesige Betonwände zu sehen, die das damalige World Trade Center vor dem Eindringen der drückenden Wassermassen des Hudson River schützten. In der Bildmitte steht der letzte Stahlträger, der vor Beginn des Wiederaufbaus von Ground Zero entfernt wurde. Die silbrig-graue Wand im rechten Bildrand ist das Wasserbecken, das an der Erdoberfläche den ehemaligen Standpunkt des Nordturms markiert. Unter dem Becken sind die Stahlbeton-Fundamente des Nordturms und der Eingang zu einer der oben beschriebenen weiteren Ausstellungen erkennbar.
Auf dem Weg in die unteren Ebenen des Museum passiert man Stahlträger, die im Nordturm auf Höhe des Einschlags des Flugzeugs verbaut waren und durch die Wucht und Hitze wie Pappe verbogen und deformiert wurden. Unter dem Südturm sind die massiven Stahlelemente zu sehen, die mit Beton gefüllt als Fundament des Wolkenkratzers dienten. Im Hintergrund sind wiederum deformierte Stahlträger von der Stelle zu betrachten, in die das Flugzeug in den Südturm eingeschlagen ist.
Wir waren gerade mitten in der unbeschreiblich umfangreichen Ausstellung unterhalb des Nordturms, als das Museumspersonal uns auf die Schließung des Museums in einer viertel Stunde um 20 Uhr aufmerksam machte. Leider hatten wir so nur etwa zwei Stunden Zeit, um uns einen Überblick über die gesamte Ausstellungsfläche zu machen. Diese zwei Stunden reichen bei Weitem nicht aus, um das Museum mit all seinen Facetten und ausgestellten Erinnerungen zu besichtigen und erfassen – man könnte hier ohne Not die doppelte oder gar dreifache Zeit verbringen. Fest steht, dass das Museum mich unbeschreiblich beeindruckt und in seinen Bann gezogen hat. Der Aufbau des Gebäudes und die Gestaltung der Ausstellungen erzeugen eine Atmosphäre, die diese zwei Stunden zu den eindrücklichsten unserer Reise werden ließen. Ich hoffe, dass mein Bruder und ich in der Zukunft noch einmal die Möglichkeit bekommen, diesem Museum die Zeit zu widmen, die es braucht, um dem Anlass und den Opfern des 11. September gerecht zu werden.
Ich möchte jedem, der eine New York-Reise plant, einen ausgiebigen Besuch des 9/11-Museums empfehlen – selbst dann, wenn Museen für gewöhnlich nicht von gesteigertem Interesse sein sollten!
Nachdem wir also leider zu früh des Feldes verwiesen wurden, stapften wir vom Museum los zur U-Bahn und bestaunten dabei einen nächtlichen Blick auf das World Trade Center und die Gedenkstätten an seinem Fuße. Auch der Bahnhof gibt zu dieser dunklen Stunde ein eindrückliches Bild ab. Leider hatten wir unsere Stative nicht griffbereit und so beschränke ich mich auf zwei Fotos dieses wahnsinnigen Konstrukts. Im Inneren dessen machen die winzig erscheinenden Menschen erst richtig bewusst, wie groß und weitläufig dieses Gebäude ist.
Nachdem die U-Bahn-Linie E uns ein weiteres Mal vom World Trade Center aus Richtung Hotel expediert hatte, begaben wir uns in Midtown zum Times Square. Es war bereits der letzte Abend unseres Aufenthalts und es gibt wohl keinen besseren als diesen schrillen und bunten Ort, um diese Stadt in Erinnerung zu behalten. Und endlich gelang mir auch, was vorher einfach nicht klappen wollte, weil die gelben Taxis entweder ständig im Stau standen oder mit extremer Geschwindigkeit an mir vorbei brausten. Nebenbei erwähnt ist es ein weiteres Charakteristikum New Yorks, dass an jeder Ecke der Stadt Dampf aus den veralteten und überlasteten Rohrsystemen unter den Straßen dringt.
Auf ein baldiges WiedersehenMit dem Freitag war nun also unser letzter Tag in New York gekommen. Da unser Rückflug erst für 23:20 Uhr geplant war, hatten wir noch einmal ausgiebig Zeit. Unsere Pläne waren trotzdem nicht mehr allzu ausschweifend und so nutzten wir die Zeit bis zum Check-out in ungewohnter Langsamkeit, packten unsere Sachen und gaben erst gegen viertel vor Zehn unsere Koffer in die Obhut von Yobot, dem freundlichen Koffer-Roboter unseres Hotels.
Unsere erste Station des Tages war die Public Library an der Fifth Avenue, die große und durchaus ansehnliche Lesesäle beherbergt, die ich selbst bei meinen ersten beiden Aufenthalten in der Stadt nicht zu Gesicht bekommen hatte. Und tatsächlich weiß das 1911 fertiggestellte Gebäude im Gegensatz zu vielen Pendants zu beeindrucken und architektonisch zu glänzen. Ob der große Besucherandrang mit dem regelmäßigen Klicken von Kameras, die er mit sich bringt, jedoch förderlich für die Konzentration der hier Arbeitenden und Forschenden ist, sei einmal mit einem großen Fragezeichen versehen in den Raum gestellt.
Von der Bibliothek aus nahmen wir noch einmal das Kaufhaus Macy’s in unser Visier, das sich auf seine weltberühmte, jährlich zum Frühlingsanfang – und somit am folgenden Tag – eröffnende Flower Show vorbereitete. Im Inneren waren tatsächlich schon viele Ecken ergrünt und in ein buntes Blütenmeer getaucht, sodass wir zwar bei Weitem nicht die volle Show, doch aber einen Vorgeschmack darauf erhaschen konnten. Den restlichen Tag verbrachten wir anschließend in und um das Rockefeller Center herum. Die meiste Zeit verging beim Durchforsten der vielen Geschäfte in der Fifth Avenue, die trotz ihrer Exklusivität das eine oder andere Schnäppchen für diejenigen bereithalten, die in New York auch die Chance zum Shoppen wahrnehmen möchten.
Mit der St. Patrick’s Cathedrale besuchten wir am Nachmittag dann aber doch noch einen Ort, der in keinem Bericht über New York fehlen darf. Am ersten Tag unseres Aufenthaltes waren wir hier mitten in eine laufende Messe gestolpert und konnten entsprechend keinen Rundgang durch das beeindruckend schöne Gotteshaus unternehmen. Genau diesen holten wir als Abschluss der Reise an diesem Tag nach.
Der Bau der St. Patrick’s Cathedrale wurde im Jahre 1878 fertiggestellt und im darauffolgenden Jahr geweiht. Die Kirche ist der Amtssitz des Bischofs des Erzbistums New York. Bis zur Spitze misst das Gebäude aus weißem Marmor 101 Meter.Der RückflugWie eingangs beschrieben, nutzten wir auch für die Fahrt von Manhattan zum Flughafen die U-Bahn. Um 18 Uhr gerieten wir mit diesem Vorhaben zwar in New Yorks allabendliche Rush Hour und mussten uns schon auf dem Weg zum Port Authority Bus Terminal mit teilweise über den Kopf erhobenen Koffern durch die wirr durcheinander fahrenden LKW, Busse und PKW kämpfen. Auch in der U-Bahn selbst –wie auf dem Hinweg nahmen wir die Linie E und fuhren bis zur Station Sutphin Boulevard – wurde es mit all den Pendlern recht kuschelig. Und doch war die Fahrt nicht zu unangenehm, sodass der Stress sich in hinnehmbaren Grenzen hielt. Unsere auf der Hinfahrt erworbenen Metrokarten füllten wir noch einmal mit den für den JFK AirTrain benötigten fünf Dollar und bekamen hierfür auf der Fahrt zum Terminal 1, in dem die Lufthansa am JFK beheimatet ist, sogar einen letzten schönen Blick auf die Skyline der Stadt, die uns in den vorangegangen Tagen vollkommen in ihren Bann gezogen hatte.
Das Warten im Sicherheitsbereich des Terminals 1 ist langwieriger als in den Terminals, die ich bis dato am JFK kennengelernt hatte. Wir begangen – auf Grund meiner bisher guten Erfahrungen mit dem Flughafen – den Fehler, erst nach dem Durchlaufen der Sicherheitskontrollen essen zu wollen. Leider ist das Angebot an Restaurants in diesem Bereich jedoch überaus dünn – das, was kulinarisch geboten wird, ist seinen Preis bei Weitem nicht wert. Und so begnügten wir uns mit einem Getränk und warteten auf das Essen an Bord unseres Fluges. Da wir denselben Rückflug gebucht hatten wie Jessy und Justina, die wir durch Zufall schon nach der Ankunft am vorigen Samstag beim gemeinsamen Schimpfen über die schleppend verlaufenden Einreisekontrollen kennengelernt hatten, verkürzten die Gespräche über New York und das Durchsehen der Bilder der Woche die relativ lange Wartezeit bis zum Abflug. Zudem ergab sich für mich am Gate ein langes und interessantes Gespräch mit Mohammed aus Jordanien, der ebenfalls seine Heimreise über Frankfurt antrat. Alle drei seien an dieser Stelle herzlich gegrüßt!
Schlussendlich stand mit minimaler Verspätung folgender Flug zum Einsteigen bereit:
LH405
New York John F. Kennedy (JFK) nach Frankfurt am Main (FRA)
STD 23:20, ATD 23:31
STA 12:00, ATA 11:46
A333, D-AIKSFür diesen Flug haben wir keinen Fensterplatz ergattern können und saßen so in der Mitte der Maschine. Aufgrund der Verjüngung des Rumpfes im hinteren Teil der Kabine hatte unsere Reihe eine 2-3-2-Konfiguration. Der Platz war – ähnlich wie auf dem Hinflug – recht knapp bemessen. Und trotzdem war der Flug mit dem gleichen angenehmen Service kurzweilig und entspannt. Der extrem jungen Crew an Bord gebührt für ihren erfrischend lockeren Umgang mit den Fluggästen ein besonderes Lob. Kurz vor der Landung in Frankfurt sorgte einer der Flugbegleiter mit einem Lachanfall für Erheiterung im gesamten hinteren Teil des Flugzeugs und unterstrich damit einmal mehr die gute Atmosphäre an Bord.
Nach einer geplanten Umsteigezeit von gerade einmal eineinviertel Stunden stand auch unsere letzte kurze Etappe schnell an:
LH064
Frankfurt am Main (FRAU) nach Münster/Osnabrück (FMO
STD 13:15, ATD 13:27
STA 14:05, ATA 13:56Nach nur 29 Minuten Flugzeit setzte auch dieser Flug überpünktlich am FMO auf. Der geringen Flugzeit entsprechend gibt es nichts Bahnbrechendes über diesen kurzen Hüpfer zu berichten.
Das FazitAuch mein dritter Aufenthalt in New York war in allen Belangen erfolgreich und lohnenswert. Diese Stadt ist in ihrer Faszination weder in Worten noch in Bildern vollumfänglich zu beschreiben – wer wirklich wissen möchte, was den Big Apple ausmacht, der muss die Stadt sehen, riechen, fühlen und die wahnsinnigen Ausmaße der Mega-Bauten, die sich hier wie sonst nirgends auf der Welt aneinanderreihen, mit eigenen Augen betrachten. Ich hoffe trotzdem, dass euch meine Texte und/oder Bilder einen Eindruck davon vermitteln können, was die Stadt aus meiner Sicht bei unserem diesjährigen Urlaub ausgemacht hat. Absolut herausstechen aus der riesigen Vielzahl an Eindrücken und Erinnerungen tun mit rund anderthalb Wochen Abstand insbesondere das 9/11-Museum, der für mich gänzlich neue Blickpunkt der Aussichtsplattform auf dem World Trade Center und der altbekannte Blick vom höchsten Punkt des Rockefeller Centers. Ich persönlich möchte schon jetzt wieder zurück nach Manhattan, weil die Stadt mich aufs Neue gepackt und fasziniert hat!