Im 50Sitzer nach London...und im 469Sitzer zurück!
Wie den meisten bekannt sein dürfte, führt British Airways aktuell Crewtrainingsflüge zwischen London-Heathrow und Frankfurt mit ihrer ersten Airbus A380 durch. Da ich selbst noch nie mit dem doppelstöckigen Riesen geflogen war, begann auch ich schon kurz nach Bekanntwerden der Flüge damit, nach einem geeigneten Termin zu suchen um den neuen Flieger zu testen. Ich blieb jedoch zunächst erfolglos, bis BA dann verkündete, dass die ursprünglich nur für August geplanten Flüge nun noch bis in den Oktober hinein stattfinden würden. Schließlich buchte ich für meine bessere Hälfte, die ebenfalls gerne den A380 erfliegen wollte, und mich den ersten morgendlichen Abflug von LHR nach FRA am Sonntag, den 01.09. Somit war klar, dass wir am Vortag nach London gelangen mussten. Gedanklich hatte ich mich schon auf den 0945h easyjet Flug von Dortmund nach Luton eingestellt, aber schließlich beschloss ich, dass es durchaus einen 35€ Aufpreis wert ist, mit Cityjet direkt vom FMO nach London-City zu fliegen. Vorteil: Fast drei Stunden später aufstehen und trotzdem noch den Großteil des Tages in London nutzen können da man direkt in der Stadt landet und nicht auf eine lange und teure Bahnfahrt von Luton nach London angewiesen ist. Zur Übernachtung möglichst nahe bei Heathrows Terminal 5 bot für diesen Termin das Arora Heathrow Airport Hotel das beste Preis-Leistungs-Verhältnis und somit waren alle Bausteine des Wochenendausflugs komplett.
Routemap mit Dank an http://www.gcmap.com
Der Online Check-In bei Cityjet öffnet 30 Stunden vor Abflug. Ich hatte mich zuvor schlau gemacht, welche Sitzplätze in der Fokker 50 besonders gut sein sollten, aber siehe da: Wer wie wir den günstigsten Tarif (auch ohne Aufgabegepäck!) gebucht hat, bekommt beim Online Check-In automatisch Plätze zugewiesen, die er zunächst auch nicht ändern kann, sondern erst kurz vor Abflug am Flughafen. Unsere Plätze 8A+B waren aber soweit ok, von daher kein Grund zur Aufregung und wir konnten am Abflugtag ohne weitere Umwege zur Sicherheitskontrolle. Samstagvormittags zählt zu den wenigen Zeiten, an denen am FMO doch noch mehrere Flüge großer Flugzeuge zusammen treffen. Es gibt u.a. airberlin Abflüge nach Corfu, Ibiza und Palma und Ryanair verkehrt nach Malaga. Dementsprechend fanden wir uns ca. 90 Min. vor unserem 1105h Abflug am Airport ein, da ich annahm, dass die Sicherheitskontrolle gut besucht sein würde und ich kein Freund von unnötiger Hektik bin. Schließlich wurden aber drei Schleusen geöffnet und die Wartezeit vor der SiKo hielt sich in Grenzen bevor es zur Passkontrolle und weiter zum Busboarding ging.
Samstag, 31. August 2013
Routing: Münster/Osnabrück (FMO) - London City Airport (LCY)
Airline: Cityjet
Flight No.: AF 5294 (Air France Codeshare)
A/C: Fokker 50
Reg: OO-VLJ (operated by flyVLM)
STD 1105 / ATD 1102 / Airborne 1106
STA 1145 / Touchdown 1124 / ATA 1126
Seat: 8B (Aisle)
Die 26 Jahre alte OO-VLJ war 1987 zunächst an die deutsche DLT ausgeliefert worden, bevor sie über Stationen in Griechenland und Zimbabwe schließlich 1997 an die belgische VLM ging. Für mich war es auch ein etwas nostalgischer Flug, da der erste Flug meines Lebens ebenfalls mit einer VLM Fokker 50 nach London-City geführt hatte. Damals hatte mein Vater die Flüge bei einem Gewinnspiel anlässlich der Eröffnung des Mönchengladbacher Flughafens als Regionalverkehrsflughafen gewonnen und wir hatten mit der zu dieser Zeit noch unabhängigen VLM einen Tagesausflug MGL-LCY-MGL gemacht. Seitdem wurde VLM allerdings von Air France-KLM übernommen und mit der irischen Cityjet fusioniert, deren Lackierung die Maschinen nun auch tragen. Sehr pünktlich ging es los und während ein fieser Regen einsetzte, verließen wir den heimischen Boden Richtung UK.
Ca. 50% Auslastung an diesem Samstagvormittag. In der Kabine sind seit damals vor allem neue, leichtere Sitze eingebaut worden. Die braune Farbe des Leders ist aber vermutlich auch nicht jedermanns Geschmack.
Das Overheadpanel dürfte hingegen noch im Originalzustand sein.
Der kostenfreie Service beinhaltete ein Sandwich (Auswahlmöglichkeit vegetarisch oder nicht), ein Heiß- und ein Kaltgetränk, ein sehr leckeres Täfelchen Schokolade und ein Erfrischungstuch.
Im Bordmagazin "velocity" gibt es zu quasi jeder Destination eine Seite die einem das Ziel schmackhaft machen soll. Hier der Beitrag zu Münster:
Der beeindruckende Hafen von Rotterdam.
Offshore Windpark vor der britischen Küste.
Dem ruhigen Reiseflug folgte ein etwas wackliger Anflug und überpünktlich landeten wir in LCY.
Bei schönstem Sonnenschein nutzen wir den Rest des Tages für eine Sightseeingtour im Schnelldurchlauf (und für einen Besuch im Hard Rock Cafe) bevor es abends mit der Piccadilly Line nach Heathrow und von da aus zum Hotel ging.
Ganz kurz zum Arora Heathrow Hotel: Würde ich es nochmal nehmen? Wohl eher nicht. Funktionsweise der Toilettenspülung eher merkwürdig, Fenster lassen sich nicht öffnen, Klimaanlage arbeitet aber vollkommen unberechenbar, Freude über den Wasserkocher schnell vorbei weil dieser keinen Strom bekommt. Dafür vier Sterne zum Preis von 75GBP...hm. Wenn man eh nur ein paar Stunden hat bis man wieder aufstehen muss, hat man ja auch keine große Lust nochmal nach unten zu laufen und eventuell das Zimmer zu wechseln.
Am nächsten Morgen folgte dann ein kleines Highlight als wir den kostenlosen Linienbus um 0517h vor dem Hotel nehmen wollten: Bus kommt pünktlich, Fahrer sieht uns, deutet nach hinten, dass der Bus schon voll wäre und - fährt vorbei! Bei einem 5min Takt hätte ich wohl Verständnis gehabt, aber sonntags morgens um die Zeit sollte der nächste Bus natürlich erst in einer halben Stunde kommen und das wäre mir dann wirklich viel zu spannend geworden mit unserem 0645h Abflug. Also schnell ein asiatisches Paar überzeugt sich ein Taxi (16GBP für 10min Fahrt!) mit uns zu teilen und etwas später als gedacht schlugen wir an Heathrows Terminal 5 auf. Auch für diesen Flug hatten wir am Vortag online eingecheckt wo wir diesmal die freie Sitzplatzwahl hatten. Somit ging es wieder direkt zur Sicherheitskontrolle. Kaum etwas los an diesem frühen Sonntag und wenige Minuten später waren wir airside. Etwas merkwürdig war, dass man seine Flüssigkeiten im Handgepäck an der SiKo aus seinem eigenen durchsichtigen Zip-Bag herausnehmen musste um sie in einen anderen vom Flughafen gestellten umzuladen. Wozu soll das gut sein und wozu mache ich mir dann überhaupt die Mühe selber so einen Beutel zu organisieren? Das Gate nach Frankfurt wurde schon angezeigt - zum ersten mal für mich im T5 kein A-, sondern ein C-Gate und somit ab in den Keller um den unterirdischen Zug zu erreichen, der die Bereiche A, B und C des Terminal 5 miteinander verbindet. Schließlich gelangten wir ans Gate und das dort angedockte Flugzeug war tatsächlich das, das den gesamten Trip begründet hatte - British Airways' bis dato einzige A380 G-XLEA! ...ich fürchtete ja bis zuletzt einen kurzfristigen Aircraftchange nachdem mein Versuch, zum ersten mal Boeings 787 Dreamliner zu erfliegen Ende 2012 kläglich gescheitert war, wie ich
hier berichtete…
Sonntag, 01. September 2013
Routing: London-Heathrow (LHR) - Frankfurt (FRA)
Airline: British Airways
Flight No.: BA 902
A/C: Airbus A380-800
Reg: G-XLEA
STD 0645 / ATD 0653 / Airborne 0711
STA 0930 / Touchdown 0909 / ATA 0916
Seat: 38J (Middle) – later changed to 38K (Window)
G-XLEA ist die erste A380 in der Flotte von British Airways und wurde ausgeliefert am 04. Juli 2013. Die Maschine ist in einer Vierklassenbestuhlung für 469 Passagiere konfiguriert in der Aufteilung 14 First / 97 Club World (Business) / 55 World Traveller Plus (Premium Economy) / 303 World Traveller (Economy). Im Hauptdeck sind die 14 First Suiten, 44 Club World Sitze und 199 World Traveller Sitze untergebracht. Im Oberdeck befinden sich die restlichen 53 Club World Sitze, alle 55 World Traveller Plus Sitze und die restlichen 104 World Traveller Sitze. Wie bei den meisten der Trainingsflüge, wurde auch auf unserem Flug leider nur das Hauptdeck genutzt.
Nachdem Business Gäste und Gold-, Silber und Bronzekarteninhaber an Bord gegangen waren, durften wir dann ebenfalls einsteigen. Das Boarding fand ausschließlich durch die Tür 2L statt, so dass man den First Bereich leider nicht durchqueren brauchte. An Bord empfing uns die Crew freundlich und kontrollierte noch einmal die Bordkarten; ich wurde sogar per Namen angesprochen und man beschrieb mir den Weg zu meinem Platz
Club World Kabine
World Traveller Kabine
Alle Sitze an Bord verfügen natürlich über individuelle Monitore, aber schnell machte eine enttäuschende Durchsage darauf aufmerksam „In line with other British Airways flights to Frankfurt, inflight entertainment will not be available today“ – und so gab es auf allen Bildschirmen nur das Speed Marquee Logo zu sehen. Ganz richtig finde ich das ja auch nicht, denn an Bord eines A320 hätte man ja dennoch immerhin die Flightshow auf den Overhead Screens zu sehen bekommen.
USB Anschluß
Inflight Entertainment Controller Vorderseite
Inflight Entertainment Controller Rückseite
Legroom Shot
Ein Problem in vielen Langstreckenflugzeugen: Die IFE Box unter dem Vordersitz reduziert den Fußraum bei vielen Plätzen spürbar – u.a. an den Fensterplätzen
Beim Boarding hatten alle Passagiere einen Zettel bekommen, auf dem ihnen erklärt wurde, dass sie heute das außerordentliche Vergnügen hätten mit einer A380 zu fliegen
Nicht ganz so pünktlich wie vom Captain versprochen erfolgte der Pushback und daran schloss sich ein ziemlich langer Taxi zur aktiven Runway. Natürlich ist es Heathrow, aber es war eigentlich kaum was los zu der Zeit und man hatte schon den Eindruck, dass wir besonders langsam rollten. Vielleicht hatten wir ja einen schlechten Slot, der eine frühere Airbornetime verhinderte. Aber alles kein Problem, wir erwarteten ohnehin keine lange Flugzeit nach Frankfurt. Der Start verlief unspektakulär, aber etwas fiel ganz eindeutig auf: Der A380 ist unglaublich leise in der Kabine! Ich hatte das ja schon oft gelesen, aber es ist wirklich beeindruckend wenn man es selbst erlebt. Sehr angenehm! Ziemlich schnell erreichten wir den Kanal und ich machte mich auf, ein wenig durch die Kabine zu laufen.
Washroom
Die hintere Treppe zum Oberdeck und ein Cabin Jump Seat
Das war auch herrlich: Während des Fluges liefen natürlich noch einige andere Passagiere mit Kameras oder Handys durch den Flieger um Fotos zu machen und an der hinteren Treppe schauten sich drei von diesen freudig grinsend kurz an und eilten dann schnell die Treppe zum Oberdeck hinauf. Noch während ich überlegte, ob ich mich einfach dummstellen und hinterherlaufen sollte, kam ein Mitglied der Kabinencrew auf mich zu und ich fragte proaktiv, ob es möglich wäre, dass Oberdeck zu besuchen um ein paar Bilder zu machen, aber er antwortete freundlich, das ginge nicht, weil dies ein Trainingsflug wäre und das Oberdeck nicht genutzt würde. Dann verschwand er…die Treppe hinauf und ich dachte bei mir, dass er nun gleich auf drei „ausgebüchste“ Aviation Fans treffen würde...
Tür 5L
Blick in die hintere World Traveller Kabine
Etwas später begann der Service und ich konnte auch froh sein, wieder zurück am Platz zu sein denn nun setzten nicht unerhebliche Turbulenzen ein, die bis kurz vor Ende des Fluges nicht enden wollten. In dem Ausmaß hab ich das noch nie auf so einem kurzen Flug erlebt, es war wirklich schwierig seine Getränke nicht zu verschütten. Als Frühstück serviert wurde ein belegtes Croissant (wieder Auswahl vegetarisch oder nicht) plus Orangensaft und ein weiteres Getränk nach Wahl vom Getränketrolley.
Breakfast
Moodlighting
10-abreast Seating auf dem Hauptdeck
Langsam näherten wir uns Frankfurt
Spoilers in action
Crossing RWY 18
Und (ein ziemlich harter) touchdown in FRA mit full flaps and spoilers
Kurze Zeit später waren wir onblock an Frankfurts Terminal 2
Blick in eine der Galleys beim Deboarden
Und nochmal ein wehmütiger Blick in die Club World Kabine
Tja, warum saßen wir da eigentlich nicht drin? Ich muss wirklich zugeben, dass mich das jetzt noch ärgert! Beim online Check-In 24h vor Abflug wurde uns von der Homepage nämlich angeboten, für 69 GBP in die Business Class upzugraden. Da wir jeden Moment loswollten zum FMO war meine übereilte Reaktion „ich zahl doch nicht nochmal gut 80 EUR pro Person extra – der Flug war ja so schon teuer genug“. Erst am nächsten Tag im Flugzeug dämmerte mir, dass ich so verhältnismäßig preisgünstig vermutlich so schnell nicht nochmal die Chance bekommen werde, in der Business Class eines Langstreckenflugzeugs Platz zu nehmen! Und ich bin noch nie in meinem Leben Business geflogen. Die ideale Chance also vertan! Was hatte ich mir bloß dabei gedacht?! Im Nachhinein tröste ich mich darüber hinweg in dem ich mir sage, dass ich die meisten Vorteile ohnehin nicht hätte nutzen können:
Im Club World Sitz Platz nehmen wäre toll gewesen, aber wir waren zu zweit unterwegs und zwei direkt nebeneinander angeordnete Plätze gibt es immer nur in der Mitte der Kabine und das auch noch gegen die Flugrichtung. Fensterplätze gibt es ebenfalls nur entgegen der Flugrichtung (wer hat sich das Layout eigentlich ausgedacht?!). Wir hätten also entweder weit entfernt vom Fenster sitzen können oder aber am Fenster uns halb gegenüber. Laut anderen Tripreports lassen sich die Club World Sitze während der Trainingsflüge übrigens nicht mal in ein Bett verwandeln, weil diese Funktion auf den kurzen Flügen deaktiviert ist. Das Essen wäre bestimmt optisch ansprechender serviert worden, aber soweit ich gehört habe, gibt es in der Business english breakfast - und ich weiß gar nicht, ob das so mein Fall wäre – noch nie getestet. Eine der tollsten Errungenschaften wäre sicherlich der Zugang zu einer Business Lounge gewesen (noch nie gemacht), aber der Flug ging um 06:45h und wir wären ganz bestimmt nicht noch früher aufgestanden, nur um mal in einer Airline Lounge gewesen zu sein. Und Bonusprogrammseitig hätte es 750 statt 500 Avios gegeben (kein gewaltiger Unterschied) und 40 statt 10 Tier Points (schon ein Unterschied, aber ich werde wohl eh nie irgendeinen Status bei BA erreichen
). 
Nachdem wir uns noch ein wenig am Frankfurter Flughafen umgesehen hatten, machten wir uns dann mittags per Intercity auf den Rückweg nach Münster wo unser Wochenendtrip erfolgreich endete.
Fazit
Cityjet bietet ein gutes Produkt auf FMO-LCY. Natürlich ist die Fokker 50 alles andere als ein neues Flugzeug, aber die Kabine war gut in Schuss und auch die Crew machte einen professionellen Eindruck. In London direkt auf dem City Airport zu landen ist natürlich ein Vorteil gegenüber den weiter abgelegenen Flughäfen, allerdings bietet die Frequenz einmal täglich zur Mittagszeit kaum Potential für Geschäftsreisende. Ich hoffe aber sehr, dass sich die Verbindung auch weiterhin hält, der FMO braucht eine Anbindung an London! Immerhin fliegt Cityjet die Strecke bald schon seit einem Jahr.
British Airways´ A380 war natürlich ein Highlight und der Grund des gesamten Wochenendausflugs! Natürlich ist es unterm Strich „auch nur ein Flugzeug“ und unterscheidet sich von innen nicht so gravierend von anderen aktuellen Langstreckenflugzeugen – nichtsdestotrotz ist die Maschine ein tolles Flugzeug und zeichnet sich vor allem durch die geringe Lautstärke in der Kabine aus. Zum Inflight Entertainment lässt sich leider nichts sagen, da dies ja deaktiviert war. BA wird ihre zweite A380 am 20. September erhalten. Am 24. September starten die ersten Langstreckenflüge nach Los Angeles.
Vielen Dank an alle, die es geschafft haben, bis hierhin mitzulesen! Über Kommentare freue ich mich
